Bitcoins- Das neue Geld?

Der Preis von Bitcoins hat erneut einen Höchststand erreicht. Für einen Bitcoin sind Menschen tatsächlich bereit 6000 Dollar zu zahlen. Vor diesem Hintergrund muss die Frage gestellt werden, ob Bitcoins tatsächlich eine Konkurrenz für bestehende Währungen darstellen oder in Wirklichkeit nur ein Schneeballsystem sind, welches von alleine zusammenbricht. Um diese Frage zu klären ist es im ersten Schritt erforderlich zu überlegen, was eigentlich Geld ist.

Was ist Geld?

Naiv könnte man sagen: Geld ist, was man im Portmonee oder auf dem Konto hat. Das ist natürlich nicht falsch, reicht für die Frage ob Bitcoins auch Geld sein können aber natürlich nicht aus. Durch die fortschreitende Ersetzung von Bargeld durch Buchgeld ist der Weg zu Bitcoins womöglich nicht mehr weit. Um trotzdem die Unterschiede verstehen zu können, müssen im folgenden die Mechanismen hinter dem Bargeld in der Tasche oder dem Buchgeld auf dem Konto diskutiert werden. Für diese Analyse greife ich auf das wirklich empfehlenswerte Buch “Geld, die wahre Geschichte” von Felix Martin sowie auf eine Vorlesung von Anna Echterhölter.

Es lassen sich demnach drei Voraussetzungen festhalten, die eine Existenz von Geld ermöglichen:

  1. Es existiert eine abstrakte Werteinheit auf die das Geld lautet. Dies ist die scheinbar offensichtlichste Voraussetzung. Geld lautet immer auf eine bestimmte Werteinheit wie Beispielsweise Euro. In unserer monetären Gesellschaft lässt sich dadurch für beinahe jeden Gegenstandsbereich einen Wert angeben. So lassen sich die Werte von Arbeitsstunden, Dienstleistungen oder Waren in Euro ausdrücken. Es werden aber nicht nur Arbeit oder Waren werden mit einem Wert versehen. Es ist sogar möglich das Leben selber in Euro auszudrücken. Die traditionelle Zahlung von Blutgeld für die Hinterbliebenen unterscheidet sich dabei nur unwesentlich von der Auszahlung von Risikolebensversicherungen für ihre Kunden. An dieser Stelle ist es unerheblich, ob diese Messung in Euro oder in Bitcoins erfolgt. Die Existens einen Umrechnungskurs von Euro zu Bitcoins ist bereits der erste Schritt dazu.
  2. Es existiert ein System von Konten, das die Haben- oder Sollsalden der beteiligten Akteure umfasst. Momentan wird diese Funktion für den Euro hauptsächlich von den Zentral- und Geschäftsbanken übernommen. Bei Bitcoins übernimmt diese Funktion der Code selber in der Blockchain. Vereinfacht gesagt, werden alle Transaktionen von Bitcoins in dieser Blockchain gespeichert und es ist möglich zu erkennen wem ein Bitcoin gehört. Dies führt allerdings dazu, dass Bitcoins nicht unendlich wachsen können, da diese Blockchain irgendwann einfach zu groß wird um effizient damit arbeiten zu können. Dieses Problem ist erkannt und es werden verschiedene Ideen zur Lösung diskutiert.
  3. Geld funktioniert als übertragbarer Kredit. Ein wesentliches Merkmal von Geld ist, dass es keinen eigenen Wert  hat. Selbst Gold wird deutlich über den Materialwert gehandelt. Das Geld erhält seinen Wert durch die Möglichkeit das Geld gegen Waren oder Dienstleistungen einzutauschen. Traditionell wird Geld vom Staat über die Zentralbank herausgegeben. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass in modernen Gesellschaften die hauptsächliche Geldschöpfung über die Kreditvergabe der Geschäftsbanken erfolgt. Der Staat fungiert dennoch über die Zentralbank als “Lender of last resort”. Das bedeutet, dass  der Staat in einer Krise Liquidität gewährleistet und das Zahlungsversprechen des Geldes einlöst. Der Staat ist besonders geeignet für diese Funktion, da dieser einen wesentlichen Anteil an den wirtschaftlichen Aktivitäten hat. Beispielsweise liegt die Staatsquote, also das Verhältnis von Staatshaushalt zu BIP, in Deutschland bei 44,3 Prozent. Demnach häuft irgendwann jeder Ansprüche gegen den Staat an und ist in der Lage sein Geld in Leistungen umzutauschen. Naturgemäß können Staaten auch in Krisen kommen, die Auswirkungen auf das Geld haben können. Es besteht in demokratischen Gesellschaften allerdings zumindest eine Mitbestimmung in der Behandlung von Währungskrisen. In diesem Punkt zeigt sich der entscheidende Nachteil von Bitcoins. Solange Bitcoins nicht von Staaten anerkannt werden ist die Akzeptanz von Bitcoins sehr beschränkt. In einer Krise garantiert niemand, dass dieses Geld eingelöst werden kann. Es stellt sich die Frage, ob tatsächlich Akteure wie Amazon diese Rolle des Staates übernehmen können. Mit einem weltweiten Umsatz von 37,96 Milliarden Dollar liegt Amazon in etwa auf Augenhöhe mit den Staatshaushalten der Slowakei oder Katar.

Fassen wir zusammen. Bitcoins erfüllen mindestens zwei der drei wichtigsten Voraussetzungen für Geld. Für die dritte Voraussetzung wird es sich zeigen, ob die Akzeptanz von Bitcoins in Zukunft steigt. Nichtsdestotrotz ist es wahrscheinlich keine gute Idee eine Währung dem freien Spiel des Marktes zu überlassen. Geld als soziale Technologie verdient die gesellschaftliche Kontrolle in demokratischen Staaten. Anhand der Zinssätze, der Inflation etc. werden Vermögens- und Einkommensverteilungen beeinflusst. Beispielsweise begünstigt eine hohe Inflationsrate Schuldner gegenüber den Gläubigern in einer Gesellschaft. Diese Instrumente aus der Hand zu geben ist aufgrund der aktuellen Probleme wie der wachsenden Ungleichheit nicht einzusehen. Eine Währung außerhalb der staatlichen Kontrolle ist in gerade in Krisensituationen wenig wünschenswert. Unter diesen Voraussetzungen sieht es so aus, als sei die Rallye an den Börsen übertrieben. Selbst wenn Bitcoins eine Währung darstellen sollten, ist die Stabilität in Krisenfällen keinesfalls gegeben.

 

 

“Wenn wir dereinst im Weltmaßstab gesiegt haben, dann werden wir, glaube ich, in den Straßen einiger der größten Städte der Welt öffentliche Bedürfnisanstalten aus Gold bauen. Das wäre die ‘gerechteste’ und beste anschaulich-belehrende Verwendung des Goldes für die Generationen, die nicht vergessen haben, wie man des Goldes wegen zehn Millionen Menschen niedergemetzelt und dreißig Millionen zu Krüppeln gemacht hat (…).”

Wladimir Iljitsch Lenin

 




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