Ich behaupte von mir, dass ich normalerweise ein ausgeglichener Mensch bin. Es braucht schon relativ viel bis mir irgendwann die Hutschnur reißt. Beim Lesen dieses Artikels aus der taz ist mir wirklich schlecht geworden. Für alle die keine Lust haben den Artikel zu lesen fasse ich kurz zusammen: in Escheburg in der Nähe von Hamburg hat ein Anwohner ein geplantes Flüchtlingsheim angezündet. Das alleine kann einen natürlich schon wütend machen. Allerdings kommt es noch besser. Der Anschlag wurde laut Aussage des Angeklagten aus Sorge um das Idyll der Nachbarschaft durchgeführt. Die anderen Bewohner der Nachbarschaft haben auch schon mit dem Gedanken gespielt die Unterkunft unbewohnbar zu machen.
Das besonders Schockierende daran für mich besteht darin, dass Fremdenfeindlichkeit scheinbar nicht nur von irgendwelchen Spinnern mit Glatzen ausgelebt wird, sondern von scheinbar ganz normalen gutbürgerlichen Menschen. Es gibt in der Soziologie die Theorie des Extremismus der Mitte. Bei diesem Vorfall musste ich genau daran denken. Zusammengefasst besagt diese Theorie, dass der Nationalsozialismus besonders von der Mittelschicht getragen wurde und Hitler aus diesem Milieu die größte Unterstützung hatte. Der Grund dafür liegt darin, dass Menschen aus der Mittelschicht immer Angst davor hat abzurutschen und dann zur Unterschicht zu gehören.
Unabhängig davon, ob das so für den Nationalsozialismus stimmt oder nicht. Ich denke viel von dem, was man im Moment beobachten kann, sei es Pegida, die seltsamsten Verschwörungstheorien oder tatsächlich fremdenfeindlichen Anschlägen, kann man auf diese Erklärung zurückführen. Häufig habe ich das Gefühl, dass es eine unbestimmte Angst vor der Zukunft gibt und die Leute wollen nicht, dass sich etwas ändert und ihr eigenes Leben schlechter wird. Dagegen gehen selten die Leute auf die Straße, die wirklich einen Grund haben, weil sie für 8,50 irgendwo als Leiharbeiter am Band stehen. Ich hoffe, dass es in Zukunft gelingt, die wirklichen Probleme in unserer Gesellschaft in den Blick zu bekommen. Fremdenfeindlichkeit wird man wohl nur dadurch in den Griff bekommen, wenn man es schafft die Gesellschaft fairer und sozialer zu machen und diese Banalität der Blöden abzulegen.
Nachdem meine Wut nun etwas verraucht ist möchte ich mit einem Zitat eines Politikers abschließen, welches besser nicht passen könnte.
“Hol’ mir mal ‘ne Flasche Bier, sonst streik ich hier, und schreibe nicht weiter!”
-Gerhard Fritz Kurt Schröder
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