Prostituiertenschutzgesetz oder Prostituiertenkontrollgesetz

Das neue Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG) stößt auf massive Kritik von vielerlei Seiten. Federführend hierbei ist der BesD und dies sollte einem bereits bei der Namensgebung zu Denken geben. Dass SexarbeiterInnen wohl organisiert sind und trotz der kriminellen Flecken die auf dem Gewerbe lasten Menschen mit Würde und hoffentlich in Zukunft salonfähigen Berufen sind sollte eigentlich gerade für die Politik nicht unbekannt sein. Ich möchte mich in diesem Beitrag mit der Frage beschäftigen wie es passieren kann, dass ein Parlament ein Gesetz beschließt um eine mündige Personengruppe zu schützen und diese Gruppe den Schutz nicht ablehnt, sondern das Gegenteil namentlich Repression und Erleichterung von Kriminalität feststellen muss.

Statt nach der schrittweisen Legalisierung der Sexarbeit die dunklen Stellen reinzuwaschen, also Menschenhandel, Zwangsprostitution, Zuhälterei und Schutzgelderpresser treffen die neuen Regelungen lediglich die SexarbeiterInnen und erleichtern Zwangsprostitution.

Der sogenannte Hurenpass hebt die Anonymität auf, die Meldepflicht schränkt die Ausübung des Berufes an sich ein während gleichzeitig Zwangsprostituierte von ihren Zuhältern zum Amt geschleppt werden damit sie jeder weiteren Kontrolle entgehen.

Statt auf Kommunikation und gerade in gesundheitlichen Aspekten auf Prävention zu setzen schießt man also mit Kanonen auf Spatzen und lässt damit den ganzen Häuserblock einstürzen in dem Gebrechliche, Kinder und Heilige wohnen.

Ich möchte hier definitiv unterstellen, dass dies zum einen auf Ignoranz gegründet ist desweiteren auf den Druck irgendwas zu beschließen und schließlich und tatsächlich auf die Eindämmung der Sexarbeit an sich.

Hier kann man sich nicht auf das gutbürgerliche Denken und auch nicht auf die christlichen Werte beziehen. Auch die Heranziehung von der Freiheit der Frau lässt sich wohl kaum zu einem Grund machen, wenn ihr wie schon einmal das Recht auf die freie Berufsausübung genommen wird.

Das Prostituiertenschutzgesetz ist und da schließe ich mich der Kritik vollkommen an vielmehr ein Prostituiertenkontrollgesetz. Und dieses nicht aus Gründen der Menschlichkeit, sondern vielmehr aus Gründen von Ignoranz und Intoleranz.

Ich kann als Hamburger nur tolerant mit Sexarbeit umgehen und schon zu oft ist es mir begegnet, dass dieses Thema auch von angeblichen toleranten und freiheitsliebenden Menschen schmuddelig gehalten wird damit es schmuddelig bleibt. Und nun gibt ihnen die Politik auch noch Recht. Das ist ein Zustand den ich erbärmlich und auch abstoßend finde.

Es wäre so einfach den Weg der Kommunikation und der offenen Diskussion zu wählen, wenn sich diese Menschen nur davon befreien könnten ihren fanatischen Traditionalismus abzulegen oder ihre eigenen Werte einmal zu reflektieren und die Würde und das Recht des Menschen noch größer zu machen.




Ein Kommentar

  1. Werfen wir mal einen Blick in die Zukunft nach dem das Prostituiertenschutzgesetz in Kraft getreten ist. Es wird es dann nur noch sehr vereinzelt die Wohnungsprostitution geben, die Freier in ihrer Mehrzahl werden sich in den vom Gesetzgeber mitsamt der beteiligten Lobby wohl gewollten Großbordellen herumtreiben. Weiter wird uns schnell klar werden, dass in den Großbordellen das Management überhaupt kein Interesse haben kann mit irgendeiner Art von Zwangsprostitution in Verbindung gebracht zu werden. (Artemis, Berlin) Sie wollen ja verdienen und den Männern die dort aufschlagen das bieten was die gerne hätten. Demzufolge wird genau darauf geschaut werden, welche Prostituierten dort arbeiten dürfen und welche besser nicht. Das wird unweigerlich auch dazu führen, dass sich die Herren Zuhälter mit gewissen Aktionen zurückhalten werden, sie wollen ja schließlich an ihren Sklavinnen verdienen. Außerdem ist damit zu rechnen, dass die Prostituieren bevor sie vom Staat aufgeklärt werden, das nötige Rüstzeug erhalten um nicht negativ aufzufallen.

    Also werden die ganzen Anlaufstellen außerhalb des Milieus und alle sonstigen Anstrengungen den SDL nicht viel nützen. Weil es sich in Wahrheit um Nebenkriegsschauplätze handelt, die von der Großbordelllobby initiiert wurden, um den Abgeordneten das Gefühl zu geben, sie würden sich um die Prostituierten kümmern. Das damit in voller Absicht vom schikanösen Verhalten der Freier gegenüber den Prostituierten abgelenkt wird ist die dunkle Seite der Medaille.

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    27. April 2016
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