Sogenannt – Der passiv-aggressive Debattant

Sogenannt ist ein Wort, dass für die postfaktische Ära in einer politischen Debatte spricht. Sogenannt ist aber inzwischen auch ein Wort ohne welches keine Debatte auskommt. Der sogenannte IS, die sogenannte Altparteien oder die sogenannten Flüchtlinge.

Es schreit geradezu nach einer Form der Sprache um eine Gruppe passiv-aggressiv dumm zu machen. Man widerspricht mit sogenannt dennen, die es so nennen, weil es ja falsch ist. Man diskreditiert eine Einstellung oder Meinung direkt. Teils ein fantastisches Mittel, denn wer könnte die Terrororganisation islamischer Staat schon nicht dumm nennen?

Doch gleichzeitig tritt das Problem der unterschiedlichen Fakten zu Tage.

Man widerspricht den Wahrheiten anderer. Daher ist sogenannt auch immer dort aufzufinden wo über eine Idee oder eine Gruppe mit einer bestimmten Einstellung gesprochen wird. Es ist gleichzeitig ein Mittel einen Graben der Fakten zu ziehen, da man nicht nur widerspricht, sondern gleichzeitig dumm macht.

Der passiv-aggressive Debattant ist nun also in einer permanenten Trotzphase. Er steht einem feindlichen Weltbild gegenüber, welches er nicht einmal greifen kann, aber seine Wut auch nicht kanalisieren kann. Beispielhaft dafür ist die Ablehnung des IS während man gleichzeitig der Kultur aus welcher man heraus debattiert dafür verantwortlich macht und als Lösung betrachtet. Oder auch die Ablehnung eines Establishments zu welchem man werden möchte während man der Teufel sein will, den man bekämpft.

Außerdem schlägt der passiv-aggressive Debattant auch in die Kerbe der Opferidealisierung. Er möchte gleichzeitig der starke reumütige Part der Gesellschaft sein, aber vor allem anderen das Opfer, welches es besser kann. Außerdem ist er permanent missverstanden und mürrisch selbst in dem Falle, dass er einen Punkt gewinnt.

Sogenannt ist für mich inzwischen leider versumpft, wie es Kampfbegriffe aus der Zeit des Nationalsozialismus sind. Es ist das Schlagwort derer, die einen Sprachgebrauch wählen, der fast nur noch von Psychotherapeuten als ein hilfreicher Beitrag verstanden werden können.

 



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