Sprachgebrauch – Mich juckt nicht

Mich juckt nicht, das juckt mich nicht, weißt du wie doll mich juckt und das darauf folgende minimal angedeutete Kratzen sind wieder sehr rege verwendeter Teil der Sprache geworden. Aus dem Sprichwort das juckt mich nicht ist durch den Deutschrap die kürzere Form des mich juckt nicht entstanden, welche durch eine Ellipse prägnanter und damit verwendungsfähiger für jüngere Menschen geworden ist. Auch durch die Herkunft der Abbreviation aus dem Deutschrap ist die lyrische Verwendung bereits geschehen.

Mich juckt nicht ist im Kern eine einfache und bekannte Metapher vom körperlichen Juckreiz zu irgendetwas, was einen schlicht nicht stört oder belastet. Diese Metapher ist momentan einfach und schlicht wieder populär gemacht worden.

Doch mich juckt nicht steht auch für zwei Ansätze im menschlichen Miteinander. Es gibt für mich zwei Deutungen der Metaebene von mich juckt nicht. Zum einen die soziale Deutung für die Abkehr von Normen und die Zuwendung zur Wiederbelebung der Ehrlichkeit als Tugend und zum anderen die Entwicklung der Persönlichkeit zu einem Prioritätsdenken, egal ob im positiven oder negativen Sinne.

Die soziale Deutung steht für mich dafür, dass es eine Phrase dafür gibt anderen Personen schnell klarzumachen, dass es keinen Smalltalk oder Austausch von Höflichkeiten geben wird. Auch das Reden über bestimmte Themen kann weit abseits von dem Austausch über gesellschaftliche Positionen geschehen. Hier wird es möglich Kontakt zu Menschen mit welchen man nicht zu tun haben möchte einfach abzubrechen durch eine etablierte Phrase und Themen einfach abzubrechen, wenn sie einen einfach nicht interessieren. Dadurch wird die Ehrlichkeit eine Tugend, da es möglich wird frei von Lügen und Höflichkeit im eigenen Interesse zu handeln.

Mit der Verwendung von mich juckt nicht kann außerdem einher gehen, dass man darüber reflektiert wie doll einen tatsächlich juckt und was einen am meisten oder ehesten juckt. Hier kann es tatsächlich geschehen, dass man Prioritäten entwickelt oder fest stellt und damit die eigene Persönlichkeit weiter definieren kann. Dabei besteht natürlich auch die Gefahr einfach vieles zu schnell zu kategorisieren.

Ich halte also den Sprachgebrauch von mich juckt nicht nicht für eine elegante Art sich auszudrücken, aber dennoch ist sie mindestens subkulturell vollständig etabliert und gesamtgesellschaftlich verständlich und drückt ein Denkmodell aus, welches durchaus zur Entwicklung einer Jugend und einem menschlichen Zusammenleben beitragen kann, sowohl positiv als auch negativ.

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