Der Gutmensch und der Nazi – So funktioniert Gewalt

Ich möchte mich in diesem Beitrag mit der aktuellen Gesprächskultur befassen, welche ihre Tragfähigkeit seit den Konflikten mit dem IS und Salafisten im eigenen Land und der Entstehung von Bewegungen wie den Igidas und der AFD entwickelt hat.

Die neue Qualität des gesamtgesellschaftlichen Diskurses entmachtet die vorherigen Extreme. Die klassischen Nazis und die klassischen Linken haben in dieser Diskussion tatsächlich wenig verloren. Die maßgeblichen Teile sind die konservativen Teile der Mitte und die linksgerichteten Teile der Mitte.

Der interessante Fakt an dieser Gesprächskultur ist die hohe Wahrscheinlichkeit einer gewalttätigen Auseinandersetzung. Es wurde eine emotionale Meinungsdichotomie aufgebaut, welche zur Folge hat, dass es nun mehr nur noch zwei radikale Seiten gibt und diese sich gegenseitig vernichten wollen während sie absolut keinen Dialog mehr führen können.

Diese Seiten haben sich ebenso gegenseitig definiert, dass jeder das Recht auf einen Dialog verspielt hat. Ich tue mich schwer hier eine andere Begrifflichkeit zu ersinnen, da sie schlicht nicht allgemeingültig existiert. Daher werde ich im Folgenden von Nazis und Gutmenschen schreiben, da keine andere Möglichkeit besteht diese beiden Seiten der gleichen Gesellschaftsposition zu beschreiben ohne einen unsicheren Begriff zu verwenden.

Der Gutmensch ist für den Nazi das Feindbild. Er ist zu gut und will gut sein. Er schwingt eine Moral- und gerne auch Hitlerkeule, um seine eigene Moralität zu unterstreichen. Er opfert medial uninteressante Menschen, solange er den Aufhängern seine Aufmerksamkeit und das Geld anderer spendet wächst sein Ansehen weiter. Es geht ihm im Kern nicht einmal darum Gutes zu tun oder zu bewirken, sondern die moralische Oberhand zu bewahren. Er will im Recht sein, weil er für das Gute steht. Er will Nichts sehen, hören oder lesen, was seiner Meinung widerspricht. Für ihn sind alle die anderer Meinung sind die Bösen und dies kann er aus seiner moralisch hochwertigen Stellung immer verteidigen. Darunter fällt aber zunächst auch jedes Engagement zugunsten von Menschen, die nicht zu der eigenen Gruppe gehören, dazu gehören eben gerade Flüchtlinge. Das Unterstützen einer Gruppe Fremder wirkt auf den Nazi verstörend, da es in der eigenen Gesellschaft des Gutmenschen doch genug zu tun gibt.

Der Nazi ist für den Gutmenschen in der Diskussion über Fremde der Böse. Nazi ist erstmal ein Überbegriff für jede Art der chauvinistischen, pauschalen Abwertung von Irgendjemandem. Meistens ist hierbei weder der Nationalsozialismus gemeint noch dessen Fortführung und selten die tatsächlichen Neonazis oder autonomen Rechten. Es geht darum, dass er gerade in sozialen Medien dagegen ist. Er will nichts Gutes für die Anderen. Ihn kümmert das Leid Fremder nicht. Und er will das Recht darauf genau das sagen zu dürfen. Er will auch das Recht darüber Witze zu machen und zwar egal wie geschmacklos, für den Nazi kennt Witzigkeit keine Grenzen. Hierbei werden gleichzeitig totalitäre Ideologien propagiert gegen die totalitäre Ideologie der Toleranz.

Wenn diese Bilder zu bestehen bleiben, dann kann es keinen Dialog geben, noch ein Gespräch, ja nicht mal eine gewaltfreie Lösung. Gewalt tritt eben dann zu Tage, wenn die Worte ausgehen und der Konflikt bestehen bleibt. Hier fürchte ich um ein zerissenes Deutschland, welches keine gemeinsame Initiative entwickeln kann um wichtigen Fragen zu begegnen.

Schreib als Erster einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert