Jenna Miscavige Hill – Mein geheimes Leben bei Scientology

Jenna Miscavige Hills Buch über ihr Aufwachsen unter und ihrer Flucht von Scientology ist gleichzeitig grausam und schön. Es wirkte auf mich außerordentlich menschlich.

Gerade von der Nichte des derzeitigen Anführers dieser nach amerikanischen Rechtsvorschriften Religionsgemeinschaft ist es ein starkes Zeugnis nicht nur der Arbeitsweise der Organisation, sondern auch ihres Einflusses in der wahnwitzigen Umsetzung.

Lafayette Ronald Hubbard war verzweifelter Scifi-Autor und verlor sich in unwissenschaftlichen, esoterischen Selbsthilfebüchern. Dies ist nicht unüblich, aber so wie Menschen heute Elbisch lernen haben ihn tatsächlich welche ernst genommen. Scientology erlangte damit in der gleichen Zeit in der Endzeitstimmungsbewegungen wie die Hippiebewegung ihren Urpsrung fanden an Berühmtheit und Anhängern. Hubbard glaubte sich sogar selbst.

Es geht bei Scientology anscheinend bis heute um eben diese Endzeitstimmung und die drängende Angst, die auch in jedem aufrecht erhalten werden muss. Der Glaube selbst mag so unsinnig sein wie jeder andere auch, aber er zielt auf eine extreme Lebensweise ab.

Gerade als Kind ist es entwürdigend Scientologe zu sein, da einem das Kindsein aberkannt wird. Als Erwachsener in jungem Körper ist unmenschliche Arbeit oder psychische Folter ein normaler Zustand ebenso wie die Entziehung von menschlichen Bindungen. Die modernen Methoden von Umerziehung, Folter und Bürokratie werden mit unwissenschaftlicher Ablehnung von moderner Medizin zu einem Gefängnis aus Selbstzweifel und der Ablehnugn von Bildung verwoben.

Die Entfremdung von sozialen Bindungen und die Denunziations- und Repressionsriten führen ebenso zu ständiger Kontrolle, wie auch der permanente Selbstzweifel in der Ethik von Scientology mit dem Nutzen des ewigen Bindens ganz im Sinne des eine Milliarde Vertrags bzw. dem Ring der Macht.

Besonders beeindruckend empfand ich die Reise der Jenna Miscavige Hill dadurch, dass ihre Überwindung gerade diese kindliche Indoktrination brach und damit auch die Denkweise, der vorgefertigten Fragen und das freudige Erschauern des freien Geistes über kreativen Kontrollverlust.

Besonders erschreckend finde ich den ernsthaften Glauben an ein Sciencefiction-Selbsthilfebuch. Es ist nicht einmal eine positive Grundhaltung. Es geht um Entmenschlichung, um Schuldaufladung im biblischen Sinne ohne Erlöser und das schlechteste im Menschen. Dass Frau Hill dies durch ihr menschlichstes Erleben von freiem Denken, freier Gefühle und den Wundern des Menschseins überwindet scheint mir gerade zu schicksalhaft.

Doch man könnte sich doch besser dem Jediismus zuwenden oder nach Asimov Roboter spielen. Oder die Parallelen zu Tolkiens Welten nehmen und LARP als Hobby finden. Doch nein die Menschen mussten ihr Schlechtestes tun, um alles zu zerstören und zwar geplant für die Ewigkeit um die Menschlichkeit zu zerstören.

Ein zugleich erschreckender, entblößender und hoffnungsfroher Bericht, den ich nur empfehlen möchte.

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