Sprachgebrauch – Ehre und Ehre genommen

Was meint Ehre?

Ehre bezeichnet eine Form von Achtung und Würde. Als Mitglied einer bestimmten Klasse, Kaste oder allgemein einem Kollektiv. Sie ist eine archaische Form eines Sittengesetzes, welches die Zeit überdauert hat.

Regelmäßig ist sie ein klassistisches Phänomen. Je nach Milieu ist der Adelsstand oder allgemeiner die Abstammung wie in feudalen Gesellschaften oder im Nationalsozialismus bestimmend. Das rechtsextreme Netzwerk Blood and Honour nach dem Wahlspruch der Hitlerjugend verwendet bis heute diesen Begriff. Auch die Wahrung eines Kodex wie im Bushido kann ausschlaggebend sein

Häufig ist sie ein sexistisches Phänomen. Die Ehre eines Mannes wurde zumeist durch den Kampf oder das Kampfspiel wie beim Tjosten bestimmt. Die Ehre einer Frau wurde an ihre Jungfräulichkeit oder die Erfüllung weiblicher Tugenden geheftet. Dies umschließt zumeist Häuslichkeit, Fruchtbarkeit, Gehorsam und Hingabe an die Familie.

Diese Form des Sittengesetzes konnte eine Gesellschaft auch ohne Theologie wie etwa bei den zehn Geboten oder den Mitzwas regeln. Etwas Ehrenloses zu lassen, etwas Ehrenvolles zu tun und seine Stellung oder die seiner Verwandten wiederherzustellen kann sich prägend auswirken. Dies geht bis zur Selbsttötung beispielsweise durch Seppuku. Aber auch eine Verbindung von Theologie und Ehrenkodex ist durchaus vorhanden etwa bei der Hymenalrekonstruktion.

Positivere Verwendungen der Ehre finden sich in der Konstruktion der Menschenwürde. Hier kommt jedem Menschen eine unabänderliche Form der Ehre aufgrund seines Menschseins zu. Auch das humanitäre Völkerrecht hat in einem Ehrenkodex seinen Ursprung, etwa bei der Verschonung von Kriegsgefangenen.

Im asiatischen Raum wird ein solcher Verhaltensmaßstab auch durch das “Gesicht verlieren” bestimmt. Wobei Scham nicht äquivalent zu Schande ist.

Wie wird Ehre neuerdings verwendet?

Ehre wird heutzutage in vielerlei Arten verwendet. Dies findet sich in Ausdrücken wie Ehrenmann, als Ausdruck der Würdigung oder Ehre genommen.

Ein Ehrenmann als jemand, der sich an einen schwammig definierten Kodex hält und zumeist ein Opfer erbringt bin ich bereits eingegangen.
Außerdem wird Ehre als Synonym für “nice, geil, bockt, läuft” und andere Ausdrücke verwendet. Dies bricht das Wort auf die Bedeutung von Anerkennung oder Würdigung herunter ohne es in einen Rahmen von Sitten und Gebräuchen einzuschließen.

Die Verwendung innerhalb der Jugendsprache und kleineren sozialen Gruppen nimmt vorweg, dass es bereits eine interne Definition davon gibt was erlaubt ist und was nicht um sozialer Ächtung zu entgehen.

Was heißt Ehre genommen?

Ehre genommen wird hauptsächlich im Rahmen von Videospielen angewandt. Spezieller lässt sich dies auch durch Streamer und YouTuber und noch präziser bei Ego-Shootern und Battle Royal Spielen finden.

Hierbei fällt der Vergleich zu Kampfspielen wie dem Tjosten leicht. Gerade wenn man einen sicher scheinenden Sieg verhindert oder entgegen seinen Chancen Gegner bezwingt nimmt man ihnen die Achtung.

Es gibt in einigen Gruppen auch die sexualisierte Form von Schuld und Schande. Schande ist das Gegenteil der Ehre. Dies tritt vor allem auf bei etwa der Entjungferung, dem Betrug in einer Beziehung oder anderem sozial gestaffeltem, ehrenrührigem Verhalten. Hierdurch entstand auch der Begriff Ehrenmord.

Ist das Phänomen Ehre eine Tugend?

Ob sie eine Tugend darstellt ist immer davon abhängig welchen Rahmen sie definieren will. Bei der häufigsten Verwendung in Videospielen ist es eine infantile Variante, die verwandt mit dem Begriff ePenis ist.

Die häufigste Form der Anwendung war als ein Konstrukt um Geschlchter, andere Rassen und sozial schwächer Gestellte zu unterdrücken.

Als Grundlage für die Menschenwürde und einen pluralistischen Ehrenkodex im Vergleich zu einem kategorischen Imperativ findet sich hier jedoch eine weise Idee.

Ich persönlich hoffe, dass ein etwaig neuer oder reformierter Ehrenkodex im Kontext der neuen Verwendung bei Ehrenmann und Ehre genommen zu einem positiven Bild eines allgemein anerkannten Verhaltens führt. Die Verwendung in der Jugendsprache und im Internet zeigt, dass es sich sowohl um ein relevantes Phänomen als auch um ein Strohfeuer handeln kann.

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